Freitag, 5. März 2010

"Schuld sind immer die anderen ..."

Zur Zeit schlage ich mich mit der Überlegung rum, warum es in unserer Gesellschaft immer häufiger vorkommt, das man anderen die Schuld gibt, anstatt selbst erstmal zu schauen, was das eigene Verhalten macht.

Ich habe immer mehr den Eindruck, das es zur Mode wird, die Verantwortung für das eigene Verhalten oder für schlechte Zeiten auf andere abzuwälzen. Dabei ist doch eigentlich jeder selbst dafür verantwortlich, was um ihn herum geschieht oder in welche Richtung sich das eigene Leben entwickelt. Natürlich weiß ich aus eigener Erfahrung, das es auch immer wieder Situationen im Leben geben wird, auf die man nur begrenzten oder gar keinen Einfluss hat, aber das sind ja eher Einzelfälle. Im allgemeinen habe ich für alles was in meinem Leben oder darum herum geschieht die Verantwortung und die Kontrolle.

Ich treffe Entscheidungen, ich wähle die Richtung oder ich entscheide , wer sich in meinem Umfeld bewegt, oder welches Verhalten ich toleriere und welches nicht.
Das alles liegt in meiner Hand, und ich kann es nicht auf jemand anderes abschieben. Aber genau das scheint in unserer Gesellschaft nicht mehr zu funktionieren.

Immer öfter hört man, das dies oder jenes Schuld daran ist, das etwas nicht so funktioniert oder schief gelaufen ist. Oder eine andere Person ist Schuld, wenn es Streit gibt, oder wenn man im Beruf nicht befördert worden ist, oder wenn das eigene Kind was falsches gemacht hat und so weiter.

Ist es denn so schwer, zu erkennen, das man für fast alles was geschieht, auch immer einen gewissen Teil selbst die Verantwortung trägt? So ziemlich jede für mich denkbare Situation hat mindestens 2, wenn nicht noch mehr Seiten.
Denn fast jede Situation nimmt irgendwo, mit irgendeiner Entscheidung oder Äußerung von einem selbst einen Anfang.
Es sollte einem vielleicht nur klar sein, das es auch Entscheidungen im Leben gibt, die erst Jahre später zum tragen kommen. Und auch dann sollte man noch in der Lage sein, zu dieser Entscheidung zu stehen. Und wenn man das nicht kann, dann hätte man vorher besser darüber nachdenken sollen, welche Konsequenzen manche Entscheidungen nach sich ziehen können.

Ich persönlich treffe selten eine Entscheidung, ohne vorher lange darüber nachgedacht zu haben, ich versuche immer soweit wie möglich die Folgen abzuschätzen, versuche immer alles aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu beurteilen, aber auch damit bin ich nicht vor Fehleinschätzungen geschützt, zu denen ich dann stehen muss.
Natürlich kann man sich nicht immer viel Zeit nehmen, manche Dinge muss man schnell entscheiden, aber trotzdem sollte man zu seiner Entscheidung stehen und es nachher nicht auf andere schieben.
Ich wünschte mir, das unsere Gesellschaft wieder mehr Eigenverantwortung übernimmt, denn das sollten wir unseren Kindern beibringen.

2 Kommentare:

  1. meine jüngere schwester konnte früher nie die schuld bei sich selbst suchen. damit machte sie teilweise nicht einmal vor gegenstände halt!
    ...da hatte denn auch gerne mal die tür schuld, wenn man dagegen lief oder war das t-shirt blöd, dass es einfach eingerissen ist!

    schrecklich...

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  2. Hi Stefanie!

    Mit diesen Gedanken habe ich mich auch schonmal beschäftigt. Es ist einfach Bequemlichkeit, einen Sündenbock zu suchen statt bei sich selbst den Fehler zu suchen. Das Suchen nach Fehlern bei sich selbst erfordert Selbstreflektion, d.h. das Beschäftigen mit sich selbst. Das umgeht man am liebsten, schließlich ist das ja außer Mode...

    Viele Grüße
    Stephan

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